Lohnen sich Merchant Cash Advances? Die Beancount-Perspektive
Merchant Cash Advances (MCA) sind 2025 allgegenwärtig. Wenn dein Unternehmen Kartenzahlungen annimmt, hast du vermutlich schon ein Angebot für „Finanzierung in 24 Stunden“ erhalten. Das klingt harmlos: Du bekommst heute eine Einmalzahlung und zahlst sie automatisch als Prozentsatz zukünftiger Kartenumsätze zurück. Keine Sicherheiten, keine festen Raten. Was soll da schon schiefgehen?
Eine ganze Menge. MCAs gehören zu den teuersten Wegen, kurzfristiges Kapital zu beschaffen – und gleichzeitig zu den intransparentesten. Dieser Leitfaden zeigt, wie ein MCA tatsächlich funktioniert, wie du die Kosten in Beancount modellierst und welche Fragen vor der Unterschrift zwingend sind.
So funktionieren Merchant Cash Advances wirklich
Schritt | Was passiert | Warum es wichtig ist |
---|---|---|
1. Auszahlung | Du erhältst einen Vorschuss (z. B. 80.000 USD). | Der Anbieter behält sofort eine „Factor Rate“-Gebühr ein – meist zwischen dem 1,3- und 1,5-fachen des Vorschussbetrags. |
2. Täglicher Einzug | Der Anbieter zieht einen festen Prozentsatz deiner täglichen Kartenumsätze ein (z. B. 12 %). | Die Rückzahlung passt sich dem Umsatz an, aber der Anbieter kontrolliert deinen operativen Cashflow. |
3. Abschluss | Der Einzug läuft, bis Vorschuss plus Gebühren beglichen sind. | Es gibt keinen Rabatt für frühere Rückzahlung, und eine vorzeitige Ablösung löst häufig Strafgebühren aus. |
MCAs werden als „kein Kredit“ vermarktet und umgehen so staatliche Wuchergrenzen. Statt eines Zinssatzes nennen Anbieter eine Factor Rate. Ein Faktor von 1,35 auf einen Vorschuss von 80.000 USD bedeutet, dass du insgesamt 108.000 USD zurückzahlen musst – egal, wie schnell du tilgst. Umgerechnet auf einen effektiven Jahreszins liegt die Belastung oft zwischen 40 % und 120 % APR.
Die echten Kosten in Beancount modellieren
Wenige Buchungen zeigen die wirtschaftliche Realität deutlich:
2025-09-13 * "Merchant Cash Advance Auszahlung"
Assets:Bank:Operating 80,000.00 USD
Liabilities:MCA:Provider -108,000.00 USD
Expenses:Financing:MCA 28,000.00 USD
Dieser Buchungssatz erfasst die komplette Verpflichtung am ersten Tag und weist die Gebühr sofort als Aufwand aus. Erfasse anschließend die täglichen Abbuchungen gegen das Passivkonto. In deinen Reports siehst du dann:
- Offene Verbindlichkeit: Wie viel von den 108.000 USD noch offen ist.
- Effektiver APR: Nutze eine Abfrage oder ein Jupyter-Notebook, um die interne Verzinsung mit einer Banklinie oder einem SBA-Kredit zu vergleichen.
- Cashflow-Auswirkung: Mit dem
bal
-Befehl erkennst du, wie stark der Einzug dein Betriebskonto in schwachen Monaten belastet.
Weil MCAs einen Prozentsatz des Umsatzes einziehen, ist der Rückzahlungszeitraum ungewiss. Simuliere realistische Umsatzszenarien in beancount-query
oder einem pivot
-Report, um abzuschätzen, wie lange die Verbindlichkeit bei unterschiedlichen Verkaufsniveaus bestehen bleibt.
Warnsignale vor der Unterschrift
- Factor Rate über 1,3× – Alles darüber entspricht nach normalisierter Laufzeit einem dreistelligen APR.
- Tägliche oder wöchentliche Abrechnung – Häufige Abbuchungen erschweren die Liquiditätssteuerung, besonders wenn Löhne oder Mieten ebenfalls wöchentlich fällig werden.
- Persönliche Bürgschaften – Trotz Umsatzbezug fordern viele Verträge weiterhin persönliche Garantien oder Globalzessionen.
- Stacking erlaubt – Manche Anbieter gestatten oder fördern mehrere Vorschüsse gleichzeitig. Das führt schnell in eine Liquiditätsspirale.
- Intransparente Verträge – Kann der Anbieter keinen Zahlungsplan vorlegen oder verweigert die Gesamtkosten, solltest du ablehnen.